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Das Schloss
1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6) Ausstellungsräume 7) Garel-Zimmer 8) Tristan-Zimmer
Garel-Zimmer Die
Freskenteile im Ostteil des Raumes gehören ursprünglich an die Nordwand des
angrenzenden Garel-Zimmers, das ebenfalls durch den Absturz der Wand des
Sommerhauses in Mitleidenschaft gezogen wurde. Hier ist der Artusroman ”Garel
von dem Blüenden Tal” des Pleier (um 1230/40) dargestellt. Rechts neben dem
erhaltenen spätgotischen Kamin, auf dem Kaiser Maximilian seine Wappen
anbringen ließ, beginnt der Zyklus. Nachdem ein Riese König Artus die
Kriegserklärung des Königs Ekunaver überbracht hat, verläßt Garel den
Artushof, um Vorbereitungen für den anstehenden Krieg zu treffen und Ritter zur
Unterstützung zu werben. Unterwegs besteht er verschiedene Abenteuer, unter
anderem besiegt er den Ritter Eskilabon, der mehrere Ritter gefangen hält, und
befreit zahlreiche Gefangene aus der Gewalt zweier Riesen. Durch die Tötung des
grauenhaften Ungeheuers Vulganus erwirbt er sich schließlich die Hand der schönen
Laudamie. Die Schlacht gegen Ekunaver besteht Garel siegreich, noch bevor Artus
mit seinem Heer eintrifft. Garels Erfolg wird an der runden Tafel gefeiert,
bevor er zu Laudamie heimkehrt. Unterhalb des Garel-Zyklus läuft ein schmaler
Fries mit Arkaden, in denen berühmte Männer
und Frauen dargestellt sind; auch diese Reihe beginnt vermutlich rechts des
Kamins mit dem Paar Adam und Eva. In der gemusterten Sockelzone erscheint auf
der Süd- und Westwand des Raumes unter dem zur Zeit Maximilians angebrachten
perspektivischen Rautenornament wieder die ursprüngliche Musterung aus der Zeit
der Vintler.
Tristan-Zimmer Über
den Söller gelangt man in das Tristan-Zimmer, dessen - unter Kaiser
Maximilian I. stark überarbeitete – Terraverdefresken, auf der Südwand
beginnend, den Tristan-Roman Gottfried von Straßburgs (um 1210/1220)
illustrieren. Tristan reist im Namen seines Herrn Marke nach Irland, um dort für
diesen um die schöne Isolde zu werben. Da er einen Drachen, der im Land sein
Unwesen treibt, tötet, ist seine Brautwerbung im Namen Markes erfolgreich;
allerdings trinken Isolde und er auf der Überfahrt mit dem Schiff versehentlich
den Liebestrank, der für Isolde und Marke bestimmt war. Somit kommt es bereits
vor Isoldes Hochzeit mit Marke zum Ehebruch, und auch später müssen die
Liebenden immer neue Listen anwenden, um nicht entdeckt zu werden. Da Marke
schließlich doch Verdacht schöpft, muß Isolde sich einem Gottesurteil
unterziehen und schwören, niemals in eines anderen Armen gelegen zu haben als
in denen Markes und denen des Pilgers, der ihr beim Aussteigen aus dem Schiff,
das sie zum Gerichtsort gebracht hat, behilflich war. Da es sich bei diesem aber
um den verkleideten Tristan gehandelt hatte, entspricht Isoldes Aussage der
Wahrheit, so daß sie ein glühendes Eisen anfassen und damit das Gottesurteil
bestehen kann. Durch Veränderungen in der Raumstruktur, vor allem bedingt durch
den Absturz der Nordwand, ist der Tristan-Zyklus nicht in seinem Originalzustand
erhalten.
Der Westpalas und seine Fresken
9) Ehemalige stube 10) Saal der Ritter 11) Badestube 12) Wappenzimmer und Kammer der Ritterspiele 13) Saal der Liebespaare 14) Turniersaal
Turniersaal Im
zweiten Stock befinden sich die repräsentativsten Räume des Westpalas, der
Turniersaal und der Saal der Liebespaare. Der Turniersaal wird beherrscht
von dem großen Turnierfresko in der Gewölbelünette der Südwand, das von
einem Fries mit den Wappen der Kurfürsten und dem Reichsadler im Zentrum
eingerahmt wird. Das Fresko zeigt sechs Paare turnierender Ritter beim
Lanzenstechen und ihre Knappen. Rechts im Bild, bei der Burg, auf der sich die
Zuschauer befinden, wird gerade ein Vintler zum Kampf gerüstet, erkennbar an
dem mit Bärentatzen geschmückten Helm, den ein Knappe heranbringt. Möglicherweise
handelt es sich auch bei dem im Burgtor stehenden Herrn um einen Vintler, der
das Turnier ausrichtet und die Rolle des Schiedsrichters übernimmt, worauf
seine neutrale Armhaltung hinweist. Unter dem Turnierfresko sind mit Ballspiel
und Reigentanz weitere Vergnügungen dargestellt, die für die adlige
Gesellschaft typisch sind. Dies gilt auch für die Jagdszenen, die die übrigen
Wände des Raumes schmücken: Auf der Westwand befinden sich fragmentarische
Szenen aus der Jagd auf Hirsch und Eber; außerdem war hier die besonders
prestigeträchtige Bärenjagd dargestellt, die zusätzlich – über das Wappen
mit den Bärentatzen – in besonderer Beziehung zur Familie der Vintler steht.
Nur die letzte Szene, das Zerwirken des Bären, ist in der Nordostecke des
Raumes erhalten. Auf der Nordwand
befinden sich weitere Jagdszenen, diesmal die Jagd auf Gams und Steinbock, während
auf der Ostwand noch eine Fischfangszene erhalten ist. Die Übergabe eines
Fisches, den einer der hier anwesenden Herren einer Dame anbietet, kommt einem
eindeutigen Angebot gleich, so wie auch allgemein das Motiv des Fischfangs im
Mittelalter meist erotische Konnotation hat. Indem die Vintler als reiche
aufgestiegene Bürger in ihren Repräsentationsräumen typische Themen des Adels
darstellen lassen, versuchen sie, sich in diesen Kreisen zu legitimieren, obwohl
sie nicht dem Geburtsadel angehören.
Saal der Liebespaare Ähnlich
repräsentativen Charakter hat der angrenzende Saal der Liebespaare,
dessen nördliche Stirnwand in der Lünette ebenfalls von einer
Turnierdarstellung geschmückt wird. Hier handelt es sich um ein Kolbenturnier,
bei dem mit keulenähnlichen Hiebwaffen gekämpft wurde, mit denen die Gegner
versuchten sich zu besiegen und gefangenzunehmen. Die Zuschauer
sitzen auf fahrbaren Tribünen, die je nach Bedarf an den Austragungsort des
Turniers gebracht werden konnten. Unter dem Turnierfresko und an den übrigen Wänden
sind, über gemalten Vorhängen verschiedener Farbe, diskutierende Paare
dargestellt. Besonders auffällig ist die Dame mit Zopf und großem Hut auf der
Südwand, die auch in den Fresken des Turniersaals wiederholt auftritt; hier
scheint sie mit ihrem Gegenüber lebhaft über den Inhalt der zwischen beiden
befindlichen Wandnische zu sprechen. Rätselhaft ist die später hinzugekommene
Darstellung eines Esels in der Nordostecke des Raumes.
Wappenzimmer Das Wappenzimmer, das den größeren Teil des heutigen Raumes einnahm, erhält seinen Namen von dem unter der Decke umlaufenden Wappenfries, der die Wappen verschiedener adliger Familien der Gegend, wie z.B. der Fuchs, der Botsch und der Thurn, zeigt, und unter die sich an der Südwand das Wappen der Vintler mit den beiden Bärentatzen einreiht. Unterhalb des Wappenfrieses sind vor allem an der Südwand Terraverdefresken erhalten, die in von feinem Rankenwerk umgebenen Medaillons verschiedene Tiere zeigen, die möglicherweise allegorisch zu deuten sind.
Kammer der Ritterspiele Der größere Saal im ersten Stock bestand ursprünglich aus mehreren Räumen: An den Fresken der Nordostecke des heutigen Raumes sind noch die Grenzen eines früher abgetrennten Zimmers abzulesen, die heute durch die in diesem Bereich mit Holz verkleidete Decke verdeutlicht werden. Es handelt sich um die Kammer der Ritterspiele, deren Fresken vor einem Landschaftshintergrund vornehme Damen und Herren im Gespräch und bei höfischen Spielen zeigen. Auf dem Fresko der Ostwand dieses Raumes ist die älteste Darstellung Runkelsteins erhalten, die sich auf etwa 1390 datieren läßt und den Zustand der Burg vor dem Bau des Sommerhauses zeigt. Bei dem kleinen Gebäude, das hier im Nordteil des Burghofes dargestellt ist, handelt es sich vermutlich um ein Backhaus, das gerade eine männliche Figur mit einem Laib Brot in der Hand verläßt. Die Wasserversorgung der Burg wurde durch eine Zisterne gewährleistet; vermutlich wurde aber zusätzlich Wasser aus der Talfer nach oben befördert, worauf die kranartige Konstruktion jenseits der nördlichen Ringmauer hinweist. Einer anderen Interpretation nach kann es sich hierbei jedoch auch um einen Baukran handeln, der dann die rege Bautätigkeit der Vintler veranschaulichen würde. Im Vordergrund spielen ein Herr und eine Dame das Spiel der Quintaine, bei dem die Gegner auf einem Bein stehend versuchen, sich gegenseitig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Besonders die Dame wird hierbei von Helfern gestützt; kommt sie dennoch zu Fall, so ergeben sich reizvolle Einblicke unter ihren Rock, die wohl den eigentlichen Sinn des Spieles ausmachten.
Vom
Wappenzimmer aus betritt man die sogenannte Badestube, in der über einer
gemalten Marmorinkrustation und einer breiten Teppichzone mit Schablonenmustern
Arkadenreihen mit Darstellungen von Damen, Herren und Tieren zu sehen sind. Von
den scheinbar unbekleideten Figuren der Arkadenreihe an der Westwand erhält der
Raum seinen irreführenden Namen; tatsächlich handelt es sich aber nicht um
Nackte, sondern um die Vorzeichnungen nicht ausgeführter Figuren. Über den
Arkadenreihen befindet sich ein schmaler, unter der Decke umlaufender Fries, der
in durch Akanthusranken verbundenen Vierpaßmedaillons im Wechsel jeweils
paarweise einander zugewandte männliche und weibliche Figuren zeigt. Mit einer
Ausnahme sind in diesem Raum ausschließlich junge Leute dargestellt, die sich
zum Teil in unhöfischer Weise präsentieren, wie z.B. der junge Mann auf der
Nordwand, der dem Betrachter den Rücken zuwendet. Der einzige deutlich ältere
Mann kann damit als Erzieher interpretiert werden, der die junge Gesellschaft
beaufsichtigt. Möglicherweise soll das Bildprogramm des Raumes als ganzes mit der Reihung
von Tieren, (bewußt?) unausgeführt gelassenen Figuren und jungen Leuten
verschiedene Entwicklungsstufen veranschaulichen. Über der Eingangstür ließen
die Vintler ihr Wappen und den Helm mit den Bärentatzen anbringen, der von zwei
Schildträgern gehalten wird. Bemerkenswert sind auch der Fußboden und die
Decke mit Sonne, Mond und Sternenhimmel, die original erhalten sind. Die Figuren
in den Leibungen der Fensternische der Ostwand gehen vermutlich auf den Maler
Marx Reichlich zurück, welcher zu Anfang des 15. Jahrhunderts im Auftrag
Maximilians I. auf Runkelstein Restaurierungsarbeiten durchführte.
Im
Saal der Ritter im Mezzaningeschoß des Westpalas hat sich vor allem
die Bemalung im Bereich der Fensternischen an der Nord- bzw. Westwand
erhalten. Über der Nische der Nordwand sind, von Blätterranken umgeben, die
auch die obere Leibung der Nische ausfüllen, zwei Paare dargestellt, wobei
der Herr der Dame jeweils ein mit Blumen geschmücktes Wappen überreicht. Späteren
Datums sind die Wappenmalereien der Fensternische in der Westwand, die 1574
unter den Lichtensteinern an dieser Stelle angebracht wurden.
Im
Erdgeschoß des Ostpalas befindet sich neben der neuen Burgschenke vor allem
die Kapelle der Burg, die von den
Herren von Wangen als Doppelkapelle ausgeführt war, unter den Vintler jedoch
als eingeschoßige Kapelle umgebaut und am 31. Oktober 1390 neu geweiht wurde. Die Neuweihe
erfolgte zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria, des Hl. Christophorus, des Hl. Antonius und der Hl. Katharina.
Niklaus Vintler ließ das Innere komplett mit Szenen aus den Viten der
Kapellenpatrone Christophorus, Antonius Abbas und Katharina von Alexandrien,
sowie der Kreuzigung Christi in der Apsis bemalen.
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